Die Welt hat Corona.
Ich kann nicht im vollen Umfang arbeiten. Und so hängen Mutter und Jüngster zusammen zu Hause rum.
Das jüngstes Kind muss ein Corona-Abitur machen. Es sitzt in seinem Zimmer und arbeitet vor sich hin. Das Kind ist ein ganz normales Mitglied einer gymnasialen Schulgemeinschaft. Normal begabt. Unternormal begeistert. Übernormal entspannt. Es hat sich immer im normalen Mittelfeld aufgehalten und strebt ein normales Abitur an.
Die CoronaWochen gleiten dahin. Die Stimmung zu Hause ist gut. Das Kind hat sich eine Tagestruktur gemacht und hält sich im normalen Rahmen daran. Die Mama hat Zeit für motivierende Lieblingsessen, die pünktlich, nach dem Plan der Tagestruktur, um 13 Uhr auf dem Tisch stehen.
An einem Tag sitzt die Mutter nach dem Essen auf dem Sofa und ist zufrieden und froh. Alles ist ruhig. Allen Menschen, die ihr am Herzen liegen, geht es gut. Ihr geht es gut.
Und plötzlich wird ihr klar: Es geht ihr auch gut, weil das jüngste Kind ein Stockwerk über ihr völlig selbstständig sein Ding macht. Kein Bis-Mittags-Schlafen. Keine Computerspiel-Exzesse. Kein Gejammer. Keine Diskussionen. Damit gab es zwar nie groß Probleme. Aber jetzt eben auch nicht. Obwohl man wegen Corona auch ganz schön genervt und verunsichert sein könnte.
Das Kind ist keines mehr. Es ist erwachsen.
Ein wunderbares Gefühl breitet sich in ihr aus. Der Papa, die Oma, etliche befreundete Familien und sie haben fast 24 Jahre zusammen mit den Kindern gelebt-liebt-litten und sich auseinandergesetzt. Das werden sie weiterhin tun. Aber die Erziehungsarbeit scheint an diesem Tag erst einmal abgeschlossen. Eine lange Etappe ist geschafft.
Ich gehe nach oben in den 2. Stock. Der Jüngste lernt gerade Geschichte. Ich setze mich auf sein Bett und erzähle ihm von meinen Erkenntnissen. Von meinem Gefühl zu ihm. Warum es mir so gut geht. Trotz Corona.
Er freut sich. Er freut sich auf seine entspannte Art. Grinsen.
Morgen wäre Bratwurst schön, sagt er.